Andacht für das Christfest 2021
Wochenspruch: „Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit.“(Joh 1,14a)
Lied (Evangelisches Gesangbuch # 43)
1. Kommet, ihr Hirten, ihr Männer und Fraun,
kommet, das liebliche Kindlein zu schaun,
Christus, der Herr, ist heute geboren,
den Gott zum Heiland euch hat erkoren.
Fürchtet euch nicht!
2. Lasset uns sehen in Bethlehems Stall,
was uns verheißen der himmlische Schall;
was wir dort finden, lasset uns künden,
lasset uns preisen in frommen Weisen.
Halleluja!
3. Wahrlich, die Engel verkündigen heut
Bethlehems Hirtenvolk gar große Freud:
Nun soll es werden Friede auf Erden,
den Menschen allen ein Wohlgefallen.
Ehre sei Gott!
Gebet
Gott, du Licht in der Finsternis,
dies ist der Tag, den du gemacht hast.
Ein Tag der großen Freude.
Du kommst uns entgegen, die wir im Dunkeln tasten,
und lässt uns Jesus Christus schauen,
frohe Kunde für diese Welt,
tröstendes Licht für unsere Augen in Ewigkeit.
Amen.
Lesung (Ausschnitt aus dem Evangelium zur Christvesper):
Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. (Lukas
2,1-21)
Auslegung:
Jedes Jahr lassen wir uns mit der Weihnachtgeschichte zusprechen: „Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude. Euch ist heute der Heiland geboren.“ Diese himmlische Botschaft
hat ein Engel den Hirten auf den Feldern bei Bethlehem gebracht. Das, was den Hirten gesagt wurde, betrifft uns alle. Darum ist es auch aufgeschrieben und in der Bibel festgehalten worden.
„Fürchtet euch nicht!“ wird uns als erstes zugesprochen. Wovor fürchten wir uns gerade jetzt, am Jahresende 2021?
Menschen gehen in Städten auf die Straße, weil sie fürchten, dass durch die Corona-Schutzverordnungen die Freiheit der Menschen zu Unrecht eingeschränkt wird.
Andere fürchten sich vor dieser Krankheit, weil der Krankheitsverlauf auch schwer sein kann, dauerhaften Schaden hinterlassen oder sogar zum Tode führen kann.
Etliche fürchten sich im Moment davor, krank zu werden, auf Hilfe angewiesen zu sein, weil Arztpraxen und Krankenhäuser überfüllt sind und das Personal überlastet ist.
Viele fürchten sich vor dem Meinungsstreit um Corona in der Gesellschaft, in der Familie, im Freundeskreis.
Eltern befürchten, dass ihre Kinder in ihrer Entwicklung Schaden nehmen, weil Schule und soziale Kontakte stark eingeschränkt sind.
Unternehmer befürchten den finanziellen Ruin.
Manche befürchten, dass die etablierten Parteien es nicht vermögen, unserem Land eine Zukunftsperspektive zu geben.
Die Angst ist real, ist ernst zu nehmen. Denn die Angst macht etwas mit uns. Sie treibt uns in eine bestimmte Richtung. Sie kann uns auch isolieren, einsam machen. Im Extremfall macht sie aus liebevollen Leuten Menschen mit Hass. Offenbar ist es gar nicht so einfach die Angst, das Fürchten einfach abzulegen wie ein Kleidungstück.
Aber der Engel sagt nicht nur „Fürchtet euch nicht!“, er gibt auch eine Mut machende Begründung dazu ab: Er bietet etwas an, was den Hirten die Furcht nehmen kann. Das könnte auch uns helfen, mit dem, was uns beängstigt, was uns nicht loslässt und belastet, anders umzugehen. Der Engel ist dabei überzeugt, dass er eine wirkungsvolle und heilende Ansage macht, die Freude bringt und allen Menschen gilt: „Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.“
Kurz gesagt: Der Christus ist geboren. Der lang herbeigesehnte Retter ist da, der uns von allem bedrückenden Schlamassel erlösen kann.
Das klingt gut - fast zu gut. Zweifel kommen bei solchen großen Worten auf. Auch die Hirten wollen sich zunächst erst einmal selbst davon überzeugen und laufen nach Bethlehem zur Krippe..
Damit beginnt schon unsere Rettung, wenn ich mich vom Angebot des Engels locken lasse und seiner Nachricht nachgehe. Dann werde ich schon mit diesem Angebot aus meinem Alltagskreislauf heraushoben und auf eine neue Spur gebracht: Meine Neugier hilft mir zu prüfen, ob sich die Sache lohnt. So nehme ich dieses Weihnachtfest zum Anlass, mich wieder aufzumachen und das betrachten, was Gott uns mit dem Jesuskind schenken will. So etwas wie Rettung oder Erlösung könnte mir und meiner Umgebung gerade gut tun!
Dann höre ich vom Engel als nächstes: „Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen.“ Ein neugeborenes Kind bringt immer unsägliche Freude und dazu auch Hoffnung. Wenn jedoch ein Neugeborenes ärmlich in einer Krippe, in einem Futtertrog liegen muss, werden wir herausgefordert, uns zu erbarmen, der Armut ein Ende zu machen, die Not zu lindern.
Der Retter kommt als Baby? Vor einem Baby haben wir keine Angst. Es kann uns nichts zu Leide tun. Wir haben höchstens Bedenken, dass wir mit dem kleinen Wesen nicht vorsichtig genug umgehen. Unsere Behutsamkeit ist gefragt. Und wenn wir ein neugeborenes Kind in unseren Händen halten, an unserem Körper tragen dürfen, spüren wir doch, wie warm es uns ums Herz wird.
Ist das nicht schon unsere Rettung? Gott zeigt sich auf dieser Erde im Jesuskind. Das bringt mich auf andere Gedanken, lässt meine Angst in den Hintergrund treten, hilft Hoffnung zu schöpfen, erweckt Mitleid und Behutsamkeit. Er kommt so, dass unsre Herzen berührt werden.
Christ, der Retter ist da. Schon mit seiner Ankunft in unserer Welt verändert mich der Gottessohn. In meiner Nachfolge wird er mir Gottes Frieden zeigen, inneren und äußeren Frieden, mich zu einem Menschen machen, der voller Liebe ist und der im Dasein füreinander volle Erfüllung erfährt. Jesus kann uns zu Menschen machen, die sich selbst und anderen Fehler zugestehen, die nach Schuld zu einem Neuanfang finden. Diejenigen, die mit ihren Fehlern ohne Angst umgehen können, erwarten auch von anderen nicht, dass sie perfekt sind – ist nicht allein das auch schon Erlösung für mich und unsere Welt? Es lohnt sich diesem Kind auf der Spur zu bleiben, Jesus nachzufolgen, in ihm den Retter und Erlöser zu erkennen. Bei ihm Halt und Geborgenheit zu entdecken. Amen.
Lied (Evangelisches Gesangbuch # 44)
1. O du fröhliche, o du selige, Gnaden bringende Weihnachtszeit!
Welt ging verloren, Christ ist geboren:
Freue, freue dich, o Christenheit!
2. O du fröhliche, o du selige, Gnaden bringende Weihnachtszeit!
Christ ist erschienen, uns zu versühnen:
Freue, freue dich, o Christenheit!
Fürbitte:
Barmherziger Gott, wir freuen uns
über die Geburt deines Sohnes, Jesus Christus, unseren Herrn.
Wir freuen uns,
weil wir darin deine Liebe zu uns Menschen entdecken können.
Du nimmst dich unser an,
wie Eltern sich ihrer Kinder annehmen.
Du weißt, was uns in diesen Tagen bedrückt:
Das Corona-Virus greift weiter um sich.
Die medizinische Versorgung von Menschen ist stark eingeschränkt.
Unser gewohntes Leben hat schmerzliche Grenzen bekommen.
Die Nerven vieler Menschen liegen blank.
Das Miteinander ist schwierig geworden.
Wir machen uns Sorgen um Kinder und Jugendliche.
Heute feiern wir, dass du deinen Sohn als Retter zu uns gesandt hast.
Mit unseren Kräften und unserem menschlichen Vermögen
kommen wir an Grenzen.
Dich bitten wir daher um Rettung.
Dabei sind wir uns bewusst:
Unsere Gedanken sind nicht deine Gedanken
und deine Wege sind nicht unsere Wege.
Aber wir hoffen auf dich und bitten dich
Vaterunser… Amen.
Lied (Evangelisches Gesangbuch # 46)
1. Stille Nacht, heilige Nacht! Alles schläft, einsam wacht
nur das traute, hochheilige Paar. Holder Knabe im lockigen Haar,
schlaf in himmlischer Ruh, schlaf in himmlischer Ruh.
2. Stille Nacht, heilige Nacht! Hirten erst kundgemacht,
durch der Engel Halleluja tönt es laut von fern und nah:
Christ, der Retter, ist da, Christ, der Retter, ist da!
3. Stille Nacht, heilige Nacht! Gottes Sohn, o wie lacht
Lieb aus deinem göttlichen Mund, da uns schlägt die rettende Stund,
Christ, in deiner Geburt, Christ, in deiner Geburt.
Segen
Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige Gott
der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.
Pfarrer Michael Heinemann